

Am Gründonnerstag rückten die Amerikaner ohne Kampfhandlungen in Michelstadt ein.
So überstand Michelstadt und auch die Betriebsstätte der Firma Koziol
das Ende des 2. Weltkrieges unzerstört.
In Erwartung der Dinge hielt man auf dem „Turm“ des Betriebsgebäudes Ausschau.
Am Nachmittag sieht Bernhard Koziol im Fernglas die ersten anrückenden Panzer,
bald darauf stehen die ersten Panzer im Hof des Betriebes.
Eine Stunde später ist das Gebäude belegt. 300 Soldaten haben darin Quartier bezogen.
Aber nach vier Wochen läuft der Betrieb wieder an.
Ein paar Räume werden freigegeben, in den übrigen kampieren die Soldaten.

Amerikanische Soldaten benutzen monatelang den Betrieb von Bernhard Koziol als Kaserne.
Die Amerikaner richteten im Betrieb eine Küche ein, die für alle ca. 300
in Michelstadt
untergebrachten Soldaten die Ration bereitete.
Im Großen und Ganzen wurde am Betriebsgebäude und an den Maschinen kein Schaden
angerichtet. In der Wohnung von Bernhard Koziol waren ebenfalls Soldaten einquartiert,
so wohnte Bernhard Koziol mehrere Wochen mit seiner Familie im Luftschutzkeller
und dem Heizungsraum seines Betriebes.
Die Amerikaner fahren Gertrud Koziol im Jeep zur Geburt ihres dritten Kindes ins Krankenhaus.
Am 30. Juni wird Johanna geboren.
Langsam kommt die Arbeit wieder in Fluß. Erste Auftraggeber sind die „Amis“. Souvenirs
verschiedenster Art werden gefertigt, Revolvergriffe aus Kunstharz mit vergoldeten
Gravuren. Hin und wieder fällt ein Päckchen „Chesterfield“ für die Arbeiter ab.
Allmählich kommen auch erste Aufträge der Vorkriegskundschaft.
Nach Schmuckwaren besteht keine Nachfrage, neue Gegenstände müssen gefertigt werden,
die zur Situation passen. Kleiderknöpfe, Kämme, Bestecke, sind Artikel die gebraucht werden.

Formenmäßig bereiten sie keine Schwierigkeiten. Man kann kurzfristig liefern.
Darüber steigert sich bis zum Ende des Jahres die Belegschaft zunächst auf fünfzig.
PMMA (Plexiglas), das unter anderem für Flugzeugkanzeln verwendet wird,
kommt nun auch bei der Firma Koziol zur Anwendung.
Aus Plexiglasscheiben werden Broschen, Armbänder, Knöpfe und Haarkämme gearbeitet.

… die Engel lobten Gott und sprachen: „Ehre sei Gott in der Höhe,
und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“.


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